06 Der Kaiserin Ludovika- Stollen
Stollenname: „Kaiserin Maria Theresia – Stollen“ bis 11. Juni 1808
„Kaiserin Maria Ludovika – Stollen“ ab 11. Juni 1808
Dritte Gattin von Kaiser Franz II., Heirat am 04.01.1808 in Wien
Angeschlagen: 1747
Länge: 1.013 m
Seehöhe: 764 m
Der Kaiserin Maria Theresia – Stollen wurde 1747 eröffnet. Dieser wurde aber nach der von Befahrung Ihrer Allerhöchsten kk Majestäten am 11. Juni 1808 in Kaiserin Maria Ludovika –Stollen umbenannt.
Der Kaiserin Maria Ludovika – Stollen wurde exakt 48 Höhenmeter unterm Kaiserin Elisabeth – Stollen angelegt. Es waren 1013 m taubes Gestein zu durchörtern bis man an das begehrte Salz gelangte. Bei einer Vortriebsleistung von etwa 30 Laufmeter pro Jahr im Dreischichtbetrieb ein langwieriges Unterfangen.
Um die Bauführung der Ludovika Stollen – Hauptschachtricht zu beschleunigen wurden zwei Gegenbaue angelegt. Der Erste wurde vom Solinger Schurf aus tagwärts angegangen, wobei bereits 1752 der Durchschlag gemacht werden konnte. Der Zweite wurde vom Ablass der Monsperg – Wehr tagwärts und vom Sollinger Schurf bergwärts angelegt; 1761 trafen die beiden Vortriebe glücklich zusammen.
Ein Stück oberhalb des Stollens am Wiesenrand steht das monumentale „Obere“ oder „Ludovika – Berghaus“, erbaut 1769. Es ist das älteste noch erhaltene Berghaus am Ischler Salzberg. Der Betriebsstandort für den Abbau des Pernecker Salzlagers wurde 1769 zum Ludovika – Stollen verlegt, wo er bis 1884 verbleibt.
Wegen des rolligen, mit schiebenden Tonschichten durchsetzten Gebirges konnten gut 34 Stabel (41m) der Ludovika Stollen – Hauptschachtricht vom Mundloch bergwärts trotz massiver Verzimmerung nicht offengehalten werden. 1791 kam es zu massiven Verbrüchen der Hauptschachtricht in diesem Streckenabschnitt.
Da das neu errichtete Berghaus nur 17 Stabel (20,3m) oberhalb der verstürzten Stollenachse lag, drohte dieses einzusinken. Als Sicherungsmaßnahme wurde die Hauptschachtricht unterhalb des Berghauses komplett verstürzt und 1792 eine 80 Stabel (95,4m) lange Umbaustrecke in Gegenbauführung errichtet.
Situation der Wehren im Maria Theresia – Stollen, später Ludovika – Stollen um 1800:
Länge vom Mundloch bis zur Salzgrenze 835 Stabel (995,3m), von da bis zum Feldort 477 Stabel (568,6m). 2 Kehren mit 9 brauchbaren Wehren.
Die immer größer werdende Bedeutung des Ischler Salzberges brachte immer wieder hohe und höchste Persönlichkeiten in diesen Winkel des Kammergutes. Am bekanntesten waren wohl die Besuche Kaiser Franz I. mit seiner Gemahlin Ludovika und mehreren Erzherzögen mit der Befahrung des Kaiserin Ludovika Stollens in den Jahren 1808 und 1814.
Der Ischler Bergmeister Anton Dicklberger verfasste Denksprüche, die auf den Granitpyramiden des Kaiserin Ludovika – Stollens verewigt wurden.
Erinnerung an den Kaiser – Besuch 1808 am Sockel der linken Pyramide:
Franz und Loiße. Sie befuhren,
Diese Berges innern Schoß,
Wo die Hoheit Segensspuren,
In des Salzes Fülle goß,
Lang leb in Glanz und Freuden,
Unser hohes Kaiserpaar,
Lang blüh in späteren Zeiten,
Dieser Salzberg immerdar.
Erinnerung an den Kaiser – Besuch 1814 am Sockel der rechten Pyramide:
Franz der Beste aller Väter,
Deutschlands Stolz, Europens Retter,
der des Feindes Macht gedämpft,
und Friedenspsalm erkämpft,
ist mit Anton und Theresen,
Ferdinanden hier gewesen.“
Anno Dom. MDCCCXIV
Die Aufstellung der Pyramiden vor dem Stollenmundloch wurde durch einen Erlass der k. k. Hofkammer vom 1. Juni 1818 mit einem Kostenaufwand von 322 fl. 53 kr. bewilligt.
Ursprünglich befanden sich auf den beiden Pyramiden noch 2 vergoldete Kaiserkronen mit Szepter und Schwert, die auf Polster ruhten. Sie dürften vor 1900 abmontiert worden sein.
Das Abbaufeld blieb im Ludovika Stollen unverändert klein, wenige 100m lang und nur 50 bis 60m breit, so dass nur eine Reihe Solegewinnungswerke angelegt werden konnte. Außerdem wechselte die Reichhaltigkeit des Salzgebirges noch stark.
1839 mussten viele Werker totgesprochen oder in Feier gestellt werden, um das Tiefergreifen des Niederganges im Amalia – Horizont zu vermeiden. Die Chotek – Kehr im Ludovika – Stollen sowie der Poniatovsky – Schurf vom Elisabeth – auf den Ludovika – Stollen mussten zur Ableitung der Raubwässer, die über die Ludovika Stollen – Hauptschachtricht austraten, gesichert werden.
Zur besseren Beherrschung der Wasserzutritte wurden ab 1840 die ersten Grubenmauerungen am Ischler Salzberg im Ludovika – Stollen ausgeführt.
1843 war das eingebrochene, auf dem Wege durch das Haselgebirge halbsatt gewordene Wasser über die Schürfe schon auf die Chotek – Kehr im Ludovika – Stollen in so großer Menge vorgedrungen, dass die halbgrädige Sole in den noch verfügbaren Einschlagwerken fast nicht mehr Platz gefunden hätte.
Situation der Wehren im Kaiserin Ludovika – Stollen um 1850:
Insgesamt 10 Wehren, davon 8 totgesprochen und 2 brauchbar. Nagel - und Grünwald - Wehr (verschnitten), Nefzern - Wehr, Zinsendorf - Wehr, Erzherzog Karl - Wehr, Lemberg - und Sollinger - Wehr (verschnitten), Schiller – Wehr; Stuppan – Wehr und Lebenau - Wehr um 1850 noch in Betrieb.
Die Fremdenbefahrung führte von ca. 1800 bis 1934 über den Ludovika – in den Josef – Stollen. Vom Stollenmundloch ging man entweder zu Fuß auf dem Gestänge oder man ließ sich in den zu kleinen Wägelchen hergerichteten Grubenhunten in den Berg hineinschieben. Zur Befahrung wurden die Grubenhunte ordentlich zusammengerichtet, einige sogar mit Laternen versehen. Als Mannschaft ging ein Leuchtmann voraus, daneben ein Ziehender, und je nach Gewichtsverhältnis ein oder zwei nachschiebende Bergleute. Seit ca. 1800 war für die Fremdenbefahrung die Erzherzog Karl - Wehr vorgesehen, die 30 Klafter (56,9m) lang, und 25 Klafter (47,4m) breit war, sowie über 60 000 Eimer (3.400m³) Sole fasste. In der Abbaukammer konnten alle Manipulationszweige der Salzgewinnung besichtigt werden.
Der Befahrungsweg erfolgte über die Ludovika – Stollen Hauptschachtricht und die Chotek – Kehr in die Erzherzog Karl – Wehr, dann wieder über zurück die Chotek – Kehr zum Lemberger – Schurf, der in den Josef – Stollen hinunterführte. Über die Josef Stollen – Hauptschachtricht fuhr man wieder aus. Die Gesamtlänge des Führungsweges lag bei rund 3.500m.
Am 5. März 1934 wurde der vordere Teil des Ludovika – Stollens sowie der Lemberger – Schurf vom Ludovika – in den Josef – Stollen zum letzten Mal befahren, da diese Grubenstrecken infolge Umlegung des Fremdenweges in den Maria Theresia – Stollen aufgelassen wurden.
Verwendete Quellen:
Carl Schraml „Das oberösterreichische Salinenwesen von 1750 bis zur Zeit nach den Franzosenkriegen“, Wien 1934
Carl Schraml „Das oberösterreichische Salinenwesen von 1818 bis zum Ende des Salzamtes 1850“, Wien 1936
Ischler Heimatverein „Bad Ischl Heimatbuch 2004“, Bad Ischl 2004
Leopold Schiendorfer „Perneck – Ein Dorf im Wandel der Zeit“, Linz 2006
Johann Steiner „Der Reisegefährte durch die Oberösterreichische Schweiz“, Linz 1820, Reprint Gmunden 1981
Georg Kanzler „Ischls Chronik“, Ischl 1881, Reprint Bad Ischl 1983
Michael Kefer „Beschreibung Hauptkarten des kk Salzberges zu Ischl“, 1820, Transkription Thomas Nussbaumer, Stand 13.09.2016
Restored tunnel portal 24.8.2019:
Congratulations to the Ischler Heimatverein and many thanks to the companies involved and all supporters.